Donnerstag, 10. Oktober 2013

Intermezzo: Das Mädchen Wadjda

Ein leises Unbehagen schlich sich immer wieder hinterrücks heran: kann das gut ausgehen? Die Geschichte von einem zehnjährigen Mädchen, welches einfach nur Fahrrad fahren will, in einer Welt, in der das für Mädchen verboten ist? 

Das Mädchen Wadjda ist nicht nur der erste saudiarabische Film, sondern Haifaa al Mansour, die Regisseurin, ist eine Frau. Er erzählt die Geschichte eines Mädchens: Wadjda lebt mit ihrer Mutter allein in einem Haus. Der Vater taucht nur gelegentlich auf, es dauerte eine Weile, bis ich gemerkt habe, dass er offensichtlich noch bei seiner Mutter lebt. Im Haus scheint alles normal, fast so, wie wir es auch kennen. Die Mutter singt, trägt schöne Kleidung. Doch wenn sie aus dem Haus gehen, wird alles sorgfältig verhüllt. 

Wadjda scheint von einer erfrischenden Naivität, die sich nicht recht in die restriktiven Verhältnisse fügen will. Immer wieder eckt sie an, nur ein bisschen, doch es geht immer wieder gut aus. Ihr Freund, der Nachbarsjunge Abdullah, fährt Fahrrad und neckt sie, deswegen will sie zeigen, dass sie genauso gut wie dieser fahren kann. Doch Fahrradfahren ist für anständige Mädchen in Saudiarabien verboten. Außerdem ist das Fahrrad, welches beim Händler steht, teuer - und die Mutter gibt Wadjda kein Geld dafür. Sie beginnt, Armbänder zu flechten, verkauft diese in der Schule, aber es gibt nicht viel Geld dafür. Sie meldet sich für einen Koran-Rezitationswettbewerb an, obwohl sie den Koran bis dahin nur sehr stockend lesen kann. Aber hier winkt als Belohnung ein Preisgeld. 

Die Regisseurin hatte es nicht einfach, den Film zu drehen. Denn er zeigt nicht nur, wie eingeschränkt weibliche Freiheiten in Saudi-Arabien sind, sondern wurde selbst beim Drehen damit konfrontiert. Denn auch die Regisseurin ist den gleichen Zwängen unterworfen, wie alle Frauen in diesem Land: Der Film, den es gar nicht geben duerfte. Mutter und Tochter versuchen gleichermaßen, aus ihrem weiblichen Gefängnis zu entkommen: Die Mutter möchte, dass sich der Vater keine zweite Frau nimmt und Wadjda möchte Fahrradfahren. Während der Mutter dies allerdings misslingt, sie vom Dach ihres Hauses die Freudenböller zur Hochzeit sehen muss, erfüllt sie ihrer Tochter dafür den Wunsch nach dem Fahrrad. 

Die Welt ist fremd, so, als spielte der Film auf einem fremden Planeten. Manches erinnert an die Strenge udn Indoktrination vergangener Diktaturen, die es auch in Europa gab. Wie mag wohl eine Welt aussehen, in der Männer und Frauen gleichermaßen gleichberechtigt miteinander leben können. Denn auch davon sind wir in Europa noch meilenweit entfernt. Weil die Verhältnisse, wie sie sind, für uns normal sind, fällt es uns oft nicht auf. Erst in der Konfrontation mit der Fremde schleicht sich ein Unbehagen hinterrücks an. 




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