Sonntag, 25. Mai 2014

Reise nach Kappadokien - Angebot und Nachfrage

Ein Kamel stand am Straßenrand und wartete. 

Es klimperte mit den langen Wimpern, war hübsch bunt aufgezäumt und angebunden. Weil sich die Touristen in der Gruppe nicht blamieren wollten, stieg keiner auf, um darauf eine Runde zu drehen. Der Kamelbesitzer kannte das schon: Die Leute kommen nur zu ihrem Bus, wollen wieder einsteigen, haben keine Zeit - aber sie machen ein Foto von dem schönen Kamel. 

Deswegen passte er sein Geschäft der entsprechenden Nachfrage an:








Da sowieso niemand darauf reiten möchte, darf das Kamel fotogen stehen bleiben. Jetzt kostet es Geld, wenn man es fotografieren will. So einfach, so logisch. 

Sonntag, 18. Mai 2014

10 gute Gründe, warum du nach Kappadokien fahren solltest

1. Die Landschaft ist einfach großartig.
Ich kann mir zwar nicht wirklich vorstellen, wie lange die drei Vulkane  Erciyes Dağı, Hasan Dağı und Melendiz Dağı vor zwanzig Millionen Jahren Lava und Asche spucken mussten, bis alles voll war und die Erosion daraus die tiefen Täler, die Feenkamine und Schluchten schaffen konnte. Aber das Ergebnis ist phänomenal. Selbst im März, oder vielleicht genau deswegen, weil nichts von den felsigen Formationen ablenkt, außer vielleicht der einsame Baum mit Mandelblüten, der am Rand des Abgrundes steht. 

2. Die Menschen
Die Menschen, die wir trafen, waren ausnahmslos sehr nett. Ja, wirklich. Auch die, die uns übers Ohr gehauen haben. Das fand ich zwar bedauerlich und blöd, aber trotzdem verständlich. Schade war es nur, dass es so wenige Begegnungen überhaupt waren. Aber ich kann ja nun wirklich kein Türkisch. Wie hätte ich mich da unterhalten können...

3. Die Begegnung mit der Geschichte
Wir hier in Westeuropa halten uns ja gerne für den Nabel der Welt und der gesamten Zivilisation. Doch während die alten Germanen noch auf Bärenhäuten lagen, ging in Kappadokien die Post ab. Hierher brachten sich die ersten Christen vor den Verfolgungen durch die Römer in Sicherheit, die Karawanen zogen auf der Seidenstraße entlang. Die Karawansereien standen im Abstand von Tagesmärschen und die Bewaffneten in deren Diensten eskortierten die Karawanen, immer bis zur Hälfte des Weges zur nächsten Karawanserei. Dort war Übergabe. 

4. Die Häuser in den Felsen
Wie Bienenwaben sind die Wohnungen in den leichten Tuffstein eingemeißelt. Wenn die Frau zum Mann sagt: "Schatz, ich brauche ein neues Regal", dann greift der Mann zu Hammer und Meißel, statt in den Möbelmarkt zu gehen. Viele der Wohnungen und Kirchen sind uralt, es gibt auch welche, die immer noch bewohnt sind. Aber die meisten Menschen, die bis vor kurzem noch in ihnen lebten, wurden vom türkischen Staat enteignet, damit diese erhalten bleiben, so wie sie sind. Das finde ich wiederum weniger schön. 

5. Die bunte Vielfalt auf den Märkten
Ob getrocknete Früchte oder türkischer Honig: Die Märkte sind - wie überall auf der Welt, wo es Märkte gibt - faszinierend und vielfältig. Schade, dass es diese Form der Märkte bei uns nur so selten gibt. 

6. Teppiche, Goldschmuck und Lederjacken
Gerade die Teppichknüpferei hat in Anatolien eine lange Tradition, die wohl irgendwann einfach ausstirbt, wenn die Türken selbst die Teppiche nicht mehr brauchen oder als "von gestern" verschmähen, und den Touristen die handgeknüpften Teppiche zu teuer sind. Aber noch gibt es einige, die sich hier sowohl Teppiche, als auch Goldringe oder Lederjacken kaufen. 

7. Die Begegnung mit der türkischen Kultur
Ich gebe es zu: Ich bin nicht wirklich ein Gesellschaftstierchen, welches gerne in der Gruppe unterwegs ist. Trotzdem reise ich ganz gerne in einer Gruppe, weil ich auf diese Weise die Geschichten des Reiseleiters hören kann. Dabei erfahre ich mehr, als in jedem Reiseführer steht. Dieser kann zwar mit genaueren Zahlen und viel mehr Fakten glänzen, aber das ist nicht das, was mich interessiert. Oder was ich mir merken kann. Dagegen kann ein Reiseleiter ziemlich viel erzählen. 

8. Die türkische Küche
So, wie bei uns in Deutschland in Kantinen und in Restaurants zwar das Gleiche auf der Karte stehen kann, vom Geschmack her jedoch Welten dazwischen liegen, so ist es auch in Kappadokien. Es gab ein Hotel, da war das Essen spitzenmäßig - und in einem absolut unterirdisch. Der Rest schmeckte irgendwie mittelmäßig. Aber es sah alles ziemlich ähnlich aus. Trotzdem ist das Fazit: Das Essen war gut. Eigentlich viel zu gut, weil die Versuchung groß war, sich durch alle Leckereien zu probieren. 

9. Das eigene Leben wieder mehr zu schätzen
Die Hotels sind der reinste Luxus - und der krasse Gegensatz zu dem, wie die Menschen hier in Kappadokien leben. Dort gibt es kaum etwas - außer dem Tourismus. Die Menschen sind arm, auch wenn sie arbeiten und ihr Leben ist hart. Es ist kein Wunder, dass die Menschen von hier wegziehen, in die Städte, wie beispielsweise Antalya. Und es ist gut, diesen Gegensatz zu sehen und mich hinterher zu freuen, wie gut es mir doch geht. 

10. Die Reise war günstig
Wirklich. Selbst wenn ich alles dazurechne, was dann zu den eigentlich erst versprochenen 99 Euro für acht Tage noch an Spaßpaketen gebucht werden musste, war die Reise wirklich günstig. Echtjetzmal. 

Sonntag, 11. Mai 2014

Internezzo--- Auf nach Wolfenbüttel

Zu einem mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wunderbaren Seminar:

"Uns bleibt Paris - oder Wolfenbüttel"

Oder: Wie aus Reisen Literatur wird.

Ich freue mich darauf.

Samstag, 3. Mai 2014

10 Gründe, warum du nicht nach Kappadokien fahren solltest

1. In Kappadokien ist es ziemlich öde.
Gut, es gibt Landschaft. Aber das war es auch schon. Kaum Bäume, kaum Sträucher, nur ebene Pampa und die Täler. Wer sich hier vor sein Haus stellt, kann genau sehen, wer am nächsten Tag zum Kaffee vorbei kommt. Anschleichen und überraschen geht gar nicht. Es staubt immer und überall. 





2. Es liegt viel Müll und Plastik herum.
Es gibt auch Türken, die das nervt, sagte der Reiseleiter. Weil aber auf der Hochebene alles eben ist, fegt der Wind die Plastiktüten vor sich her, so lange, bis sich alles in den zwei Sträuchern gefangen hat, die im Umkreis von zwei Kilometern stehen und die dann aussehen, als würden die Tüten auf ihnen wachsen. Dazu kommt: Es gibt keine Müllabfuhr. Jedenfalls nicht in Kappadokien. Also wird alles im Boden vergraben, was übrig bleibt und nicht mehr gebraucht wird. Die Tiere graben es wieder aus. 

3. Die Türken versuchen, die Touristen übers Ohr zu hauen.
Ja, die Menschen sind arm und haben hier kaum Gelegenheit, auch nur 100 Euro im Monat auszugeben, weil es nichts zu kaufen gibt. Im Vergleich dazu müssen wir ihnen ja wie Krösusse vorkommen: Wir müssen einfach viel zu viel Geld haben, wenn wir in diese öde Pampa reisen und uns Steine angucken und alte Wohnungen, die vor Urzeiten in Felsen gemeißelt wurden. Solche reichen Leute kann man ja einfach betuppen, macht ja nichts, die haben es ja. Oder? Trotzdem komme ich mir veräppelt vor. Und mag beim nächsten Mal garantiert nichts kaufen.

4. Es wird wenig auf die Umwelt geachtet.
Das habe ich mir bei der Aluminiumfabrik gedacht, als in der Luft ein chemischer Duft lag. Und so ist es wohl auch überhaupt, wie der Reiseführer erzählte: Eine Zuckerfabrik wird eben mal so mitten in die staubtrockene Ebene Kappadokiens gebaut, weil sich Beamte überlegen, dass dort rundherum gut Zuckerrüben wachsen könnten. Platz ist ja da. Leider regnet es dafür zu wenig. Und so steht die Fabrik eben nutzlos herum.

5. Die Häuser sehen ziemlich fade aus. 
Irgendwie sehen alle Häuser gleich aus: Wie Würfel. Wenn sie älter sind, dann sind sie kleiner, sind es neuere Häuser, dann sind die Würfel aus Beton und groß genug, dass mehrere Familien darin wohnen können. Verziert ist wenig und schön finde ich anders. Aber die Uniformität der deutschen Vorstädte und Einfamilienhaussiedlungen gefällt mir auch nicht, zugegeben. 



6. Die Reise kostet deutlich mehr, als nur 99,- Euro oder 149,- Euro.
Das verrät aber eigentlich erst der Reiseleiter im Bus. Zwar steht es kleingedruckt bereits in den Unterlagen, doch wer liest schon Kleingedrucktes so genau. Und wer ahnt schließlich, dass die Hotels so weit in der Pampa liegen, dass es im Prinzip nicht möglich ist, woanders essen zu gehen oder etwas anderes zu unternehmen, außer dort, wo die ganze Reisegruppe gemeinsam isst und unterwegs ist. 

7. Die Mitreisenden.
Einer nervt immer. Mindestens. In diesem Fall war es der alte Mann vor mir im Bus, der sich ständig so laut räusperte, als würde er das gesamte Mobiliar dabei aus der Lunge und den Nasennebenhöhlen holen. Und irgendwie ist es schon seltsam, wenigstens in dieser Reisegruppe: Es sind verdächtig viele Lehrer anwesend. Können die nicht einmal in ihrem Urlaub alleine unterwegs sein? Brauchen die immer eine Atmosphäre, wie auf einer Klassenfahrt? 

8. Die Verkaufsveranstaltungen.
Teppiche, Goldschmuck und Lederjacken: Wer fährt extra in den Urlaub, um sich Zeug zu kaufen? Gut, ich frage mich eben: Brauche ich das wirklich? Und in diesem Fall war es einfach: Einen Teppich brauche ich nicht, weil in der Wohnung so schönes Parkett liegt, dass es geradezu sträflich wäre, das mit einem Teppich zu bedecken. Der Schmuck, den es dort gab, der gefiel mir nicht, weil er viel zu klunkerig und glitzerig war. Und eine Lederjacke? Brauche ich ganz und gar nicht. Das arme Tier...

9. Die Aufdringlichkeit der Händler. 
Ja, es nervt, wenn ich nur gucken will und nicht gucken kann, weil gleich der Händler auf mich einredet und mir Dinge zeigt, die ich gar nicht sehen wollte. Das sei normal, erklärte der Reiseführer, er würde es dagegen seltsam finden, wenn er einen Laden betritt und seine Ruhe hätte. Dann würde er vermuten, dass ihm der Inhaber nichts verkaufen wolle. 

10. Die Armenier. 
Dazu muss ich nichts erklären, nach meinem Beitrag hier im Blog. 

Demnächst gibt es übrigens hier im Blog die zehn guten Gründe, doch nach Kappadokien zu fahren... 
Bis bald!