Sonntag, 28. Juli 2013

Rauher Kulm


Manchmal ist Vulkangestein magnetisch. Jedenfalls dann, wenn ein Berg einfach so in der Ebene herumsteht, ein Aussichtsturm von oben grinst und Zeit zum Trödeln ist. Der Rauhe Kulm zog mich magnetisch an und die Straßen führten in Kreisen näher, bis ein Hinweisschild zum Rauhen Kulm durch enge Gassen schickte, hinauf zum Parkplatz. Der Gasthof, der dort stand, war keiner mehr. Privatgelände. 

Der Weg rund um und auf den Berg war zunächst mit katzenbuckeligen Steinen gepflastert. War hier mal was? Hat hier jemand gewohnt? Weiter oben bilden Basaltsteine einen Wall mit Weg darin. Irgendjemand hat den Pfad extra frei geräumt. Eine Tafel verriet: Hier oben auf dem Vulkan, der nie ausbrach, sondern so lange friedlich in der Erde schlummerte, bis die Zeit und der Wind und das Wetter das weichere Gestein drumherum abtrug, stand einst eine Burg. 


Von oben gibt es weite Sicht vom Turm, doch kurz zuvor wurde der Weg so steil, dass ich fast rückwärts aus meinen Latschen rutsche. Feste Schuhe wären nicht schlecht gewesen - doch es lässt sich eben nicht alles planen. Unten im Tal und zwischen den Bäumen drückt die Hitze, oben auf dem Turm weht lauer Wind. Vor dem Turm grüßen zwei Wanderer und freuen sich, dass sich doch noch Menschen hierher verirrten. Wieso verirrten? Ich wollte doch definitiv hier hoch, seit der Berg mit seinem Turm in der Ferne grinste und mich wie magnetisch anzog.

Oben auf dem Berg stand eine Burg - und im Burgturm rief eine silberne Glocke zum Gebet, sagt eine Sage über den Rauhen Kulm auf einer Tafel. Diese wurde im Brunnen versenkt und unter Ästen versteckt, als Feinde kamen. Als später Bewohner nach der Glocke suchten, fanden sie nichts - außer großen Bäumen. 


Immer noch ziehen sich Ringwälle um den Berg. Archäologen suchen nach Spuren und markieren Punkte, die nicht verändert werden sollen. Obwohl: Wenn diese Wälle Mauern markieren sollen, dann waren der Platz, den sie umschlossen, reichlich eng. Viel Platz auf dem Berg gab es ohnehin nicht, auch für eine Burg nicht. Für den Aussichtsturm hat es jedenfalls gereicht. Die Steine waren sonnenheiß und eine Eidechse in braungrüner Haut flitzte in die verbergenden Schattenritzen. 







Sonntag, 21. Juli 2013

Bamberg


Nein, es reicht nicht, wenn ich die Augen schließe und mir vorstelle, ich sei im Mittelalter. Dafür ist es in Bamberg zu trubelig und quirlig. Die Stadt ist schließlich kein Museum, durch welches ich in Filzpuschen geführt werde, wie durch barocke Spiegelpracht. Das Kulturerbe benimmt sich, drängelt sich nicht laut auf, denn die Häuser in der Bamberger Innenstadt sehen auf den ersten Blick aus, wie anderswo auch. 
Ja, das Rathaus auf der Insel fällt schon auf, ist ja auch hübsch bunt bemalt und die Idee, dass die zwei Dimensionen der Malereien an einigen Ecken räumlich wachsen und so ein kleiner Fuß aus der Wand ragt, ist witzig. Aber dafür muss man schon genau schauen, oder darum wissen. Drumherum um das Rathaus fließt die Regnitz und Enten recken, wie überall, ihr Schwänzchen in die Höh.


Auf der anderen Seite bewacht ein Adler hoch oben auf einer Säule die Zufahrt zum Rathaus, thront drohend auf einer Kugel, bereit auf den herabzustoßen, der es wagen sollte, zu wenig an Steuern abzuliefern. Oder?





Am Ufer der Regnitz stehen noch Kräne herum, die heute nicht mehr in Betrieb sind und die historische Fischersiedlung Klein Venedig sieht auch sehr adrett aus. 



Zwischen den alten Häusern stehen moderne Skulpturen in Bamberg, wie dieser große Kopf: 
Hohl ist er und hinter ihm ist das bunt bemalte Rathaus zu sehen. Klassisch schaut er aus, doch hinter der schönen Fassade ist nichts zu finden. 
Dafür ist er einfach überdimensional groß. Ein großer Hohlkopf eben. 
Eine andere Figur sitzt auf einer Säule und hält sich den Mund zu: Ich hab hier nichts zu sagen. Ist das so, wenn auf einem Hügel der Stadt der Bischof residiert? 
Es gibt noch viel zu entdecken... 
beim nächsten Mal.