Mittwoch, 8. Januar 2014

Das Jesuskind in Banz



segnendes Jesuskind
Wie mit Engelsaugen schauen die kleinen Kinder tief in die Seele der Besucher in der Banzer Kirche. Leise Musik rieselt und sie scheinen wie Wesen von einer anderen Welt. Und suchen doch hier auf Erden unseren Schutz, unsere Liebe und unsere Hilfe. Das Gleiche, was für menschliche Babys gilt, ist auch bei den - ja, was? - Puppen? Figuren? Darstellungen? Jeder kennt das Kind, welches an Weihnachten in der Krippe liegt und von Ochs, Esel und Schaf beäugt wird. Franz von Assisi feierte mit seinen Brüdern bereits 1223 Weihnachten im Wald von Greccio, mit Krippe, Esel und Ochsen. In der Klosterkirche von Banz sind jedes Jahr zwischen Weihnachten und Epiphanie viele Jesuskinder ausgestellt. Deren Blicke ziehen an, als wüssten sie von Dingen, die sich weit vor unserer Zeit ereignen, die tief in uns verborgen sind, so tief, dass wir selbst um sie kaum wissen. Sie blicken so sanft und liebevoll, als sehnten sie sich danach, dass wir sie umarmen und streicheln, gleichzeitig aber auch so ernst und würdevoll, als seien sie älter, als die Welt besteht. 

Jesuskind im Binsenkörbchen
Gut, älter als die Besucher in der Kirche sind die Figuren allemal. Manche sind Nachbildungen anderer berühmter Jesuskindfiguren, manche stehen nackt, andere haben kostbare Kleidung an. Manche liegen nackt in der Krippe und manche sind "gefatscht", so wurde damals dieses feste Wickeln des Säuglings genannt. Die Tradition ist alt, denn bereits Bernhard von Clairvaux, der vor fast 1000 Jahren lebte, berichtet bereits vom Kind, das ihm "schöner in Gestalt als alle Menschenkinder" schien. Sie wurden als liegendes Kind in der Krippe oder als Standfigur verehrt, schmückten den Altar und sind niedlich dargestellte Kinder, die noch nicht ganz zwei Jahre alt sind. 

Mit der rechten Hand segnen sie ihre Betrachter, manche halten in der linken noch eine Weintraube, eine Weltkugel oder einen Reichsapfel: Zeichen der Passion und der Herrschaft. Das Prager Jesulein ist eines der berühmten Bilder, oft kopiert und viel verehrt. Herrscher schenkten diesem Kind reiche Roben, manche sogar selbst genäht. Die ganzen Figuren der Ausstellung in der Banzer Kirche wurden vom Pfarrer Hans-Werner Alt gesammelt, der zur Primiz das erste historische Jesukind geschenkt bekam, wie es auf einem Blatt zu lesen ist. 

In den Klöstern bestand einst der Brauch, dass die Novizinnen ein kleines Jesukind bekamen, "Bräutigam" oder "Trösterlein" genannt. Am Gardasee gibt es ein Museum, ganz allein für diese Jesuskinder. Aber auch die Sammlung des Pfarrers in Banz ist beeindruckend. Dafür muss man allerdings zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag, dem 6. Januar, sich auf den Weg machen, ganz wie die drei heiligen Könige, und das Kind in der Krippe oder auf dem Altar besuchen. 


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