Je kleiner die Straßen werden, die in den Aischgrund führen, desto lauter knirschen die Reifen des Autos auf der Fahrbahn. Der Winter ist noch einmal zurück gekommen und hier wird weder geräumt, noch gestreut. Weit geht der Blick über die Ebene, hier gibt es keine Berge als Begrenzung. Die Kirchtürme der Dörfer ragen über den Feldern und Teichen hoch wie die Leuchttürme am Rand der Meere und zeigen an: Hier in den Häusern überall wird gewohnt und geliebt und gegessen und gelacht.
Überall und rundherum ist Wasser. Nicht so, wie an der Nordsee, an einem Stück, sondern in vielen kleinen Teichen, einer am anderen, einer neben dem anderen. Zwischen den Teichen kann ich gehen. Es gibt richtige Wege, die auch extra gekennzeichnet sind, aber ich kann auch oben über die Dammkronen stiefeln. Das ist ein bisschen wie Hüpfekästchen, nur dass es hier besser ist, wenn ich die Hüpfekästchen, das heißt, die Teiche, nicht treffe. Sonst werde ich nass. Leider kann ich nicht sehen, ob die Teiche auch bewohnt sind. Aber die Reiher ringsherum wissen das sicherlich besser, als ich. Die sitzen und waten und warten. Geduldig. Sie haben Zeit. Mehr als ich.
Der gewöhnliche Teichbewohner im Aischgrund ist der Aischgrund-Karpfen, der hier seit mehr als 1250 Jahren gezüchtet wird. Weil die Kirche Fastenzeiten verordnete und weil der Karpfen als Fisch in dieser Zeit erlaubt war. Außerdem schmeckt er gut, wenn er ausreichend gewässert wurde.
Der unschätzbare Vorteil einer Wanderung im Winter durch den Aischgrund ist außerdem: Es sind in dieser Jahreszeit garantiert keine Mücken unterwegs. Wie das im Sommer ist, weiß ich noch nicht. Das wird sich dann zeigen, wenn es so weit ist. Jetzt ist das Schilf weiß überzuckert, ein Hase macht Männchen und ich wusste gar nicht, dass Hasen so groß werden können. Der guckte bestimmt mehr als einen halben Meter hoch. Rehe laufen gemächlich, entweder sind sie an Spaziergänger gewöhnt, oder sie erwarten keine und sind deswegen unbekümmert. Wer weiß das schon. Nur eines, das ein wenig hinter den anderen her trödelt und mir daher näher kommt, kriegt einen Schreck und beeilt sich lieber.
So ein Hüpfekästchenwandern ist sehr nett. Erst geht es eine Weile in die Richtung, aus der die Sonne scheint, und dann zurück. So ganz ohne Plan. Die Suche nach dem Auto, welches im Irgendwo am Straßenrand steht, ist dann der Stresstest: War ich nun an diesem Teich vorbeigegangen, oder am nächsten. Klar ist: Das Dörfchen, welches gerade vor mir liegt, dort war ich nicht. Also geht es wieder zurück, bis dorthin zu der kleinen Wegkreuzung, wo ich bereits auf dem Hinweg vorbeikam. Kurz vorher zweigt ein schmaler Pfad links ab. Jetzt zeigt sich der eindeutige Vorteil von Schnee, Matsch und Winter: Meine Stiefelspuren sind deutlich zu sehen. Puh.
Das Auto wartet.
Zur Belohnung gab es einen Krapfen. In Höchstadt. Mit einer Füllung aus Hagebuttenmark, das hier in Oberfranken Hiffenmark heißt. Allerdings las ich erst auf dem Schild, das vor der Bäckerei stand: Karpfen.
Karpfen und Krapfen.
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