Dienstag, 3. April 2012

Der Heldrastein


Heldrastein
Der Heldrastein war das erste Ausflugsziel aus dem alten Wanderführer. Zwischen Schnellmannshausen und Großburschla gibt es einen passenden Parkplatz für die Pferdchen unter der Haube.

Der Weg ist steil - nennt sich ja auch Barbarossatreppenweg - , mit vielen Stufen - aber glücklicherweise sind in kurzen Abständen Bänke aufgestellt, so dass auch ungeübte Wanderer immer wieder ein Päuschen machen können.
Dieser Weg wird als der schönste Abstieg empfohlen, durch den Buchenhochwald. 

Ein Turm steht oben auf dem Heldrastein, nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze wieder aufgebaut, die Treppenstufen im Inneren der Stahlkonstruktion zieren Schilder mit den Namen der Sponsoren. 

Auf dem alten Bild im Buch ziert ebenfalls ein Turm den Heldrastein: Der 1890 eingeweihte Karl-Alexander-Turm, der nach dem damaligen Landesherren benannt war. 

Nach dem zweiten Weltkrieg lag der Heldrastein direkt an der Grenze, der alte Turm wurde abgerissen und dafür auf der Hüneburg Anlagen aufgebaut, mit denen der Feind abgehört werden konnte.  
 
Heiligabend 1989 konnten endlich wieder ganz normale Menschen das Gelände des Heldrasteins betreten - und es wurde bald ein neuer Turm errichtet. 

Wir kletterten die Treppenstufen nach oben - wenn man schon mal da ist, muss das sein - und genossen die Aussicht. Auf Tafeln war beschrieben, was bei guter Sicht in der Ferne zu sehen ist: 

Die Werraberge ebenso wie der Hülfensberg, der Mühlhäuser Wald und der Hainich, die Rhön ebenso wie bei klarer Luft der Brocken. 

Hier im Fenster ist Treffurt mit dem Normannstein zu sehen. 





Wenn man den Steig nach oben kommt, liegt der Heldrastein rechts. Und geht man nach links, kommt man zur Hüneburg. Hier sei eine alte Siedlungsstätte gewesen, informiert eine Tafel. Dies sei eine Höhenburg aus der Eisenzeit gewesen. 

Auf einer anderen Tafel warnt ein Schild mit der Erzählung, hier sei einst ein Volksschullehrer hinabgestürzt und tödlich verunglückt. Auch die Sage vom Ritter Hermann von Treffurt steht geschrieben:

Dieser verirrte sich einst auf der Jagd und stürzte mit seinem Pferd hinunter in die grausige Tiefe. Weil er währenddessen noch schnell ein Ave Maria betete, wurde er gerettet. 

Eine andere Sage erzählt vom wilden Räuber Henning - aber die beschreibe ich ein anderesmal.

Montag, 20. Juni 2011

Kräuterpizza am Wochenende




Da hat mir doch jemand eine Schüssel Kräuter, wild aus dem Garten eingefangen, in die Küche gestellt. Gab es am Wochenende also Kräuterpizza:

Das Kochbuch wies unter Punkt eins an,
den Hefeteig aus der Tiefkühlabteilung aufzutauen. Da ich Hefeteig noch selber kann, mache ich welchen aus 400 gr. Weizenvollkornmehl, gewürzt mit Salz und getrockneten Kräutern.
Ein kleiner Blumenkohl, eine Kohlrabi und drei Möhren lungerten noch im Kühlschrank herum, die wurden geputzt, geschnitten, angeschmort und gedünstet.

Knoblauch, Zwiebeln und Paprika landeten in Stücken in der Pfanne:



Dazu kamen noch Tomatenwürfel und Gewürze. Da an diesem Wochenende kein Kind mit am Tisch sitzt, wurde alles ein wenig schärfer gewürzt.

Als der Tomatenmatsch abgekühlt war, kam er auf den Teig. Darauf die Gemüsestücke und die gehackten frischen Kräuter. Obenauf Käse und ab in den Ofen:

War lecker. Und es hat gar nicht lange gedauert, bis alles weggeputzt war.

Falls jemand das komplette Rezept haben möchte... (das gibt es in keinem Kochbuch, da ich das ursprüngliche Rezept ordentlich getunt habe)

Montag, 16. Mai 2011

Ich kündige

Klar kündige ich: Wenn der Sprit so teuer wird, dass die Fahrt egalwohin nicht mehr lohnt, wenn die Baustellen immer zahlreicher werden - und ich immer nur hinter Sonntagsschleichmotten hinterherzockeln muss und meinen Kaffee am Morgen in aller Eile trinken und die Zeitung bleibt auch ungelesen - gut, für ein "Tschüss" fürs Kind reicht es grad so, aber auch nur deshalb, weil das Kind aus dem Haus poltert, wenn ich aufstehe und dann die Kater mich maulend in die Ferse um ihr Futter beißen und die Blumen sind auch noch nicht gegossen - was soll ich eigentlich schon wieder zu essen machen, kann mir das mal jemand sagen und überhaupt: Waren das jetzt schon die Eisheiligen, kann ich also die Tomaten ins Beet oder warte ich lieber noch eine Woche ab - mach mir doch mal meinen Zopf und warum liegt das Brot noch auf dem Tisch - hat die Schusselliese - aber ich fahre ihr das Zeug nicht hinterher, muss sie eben sehen, wie sie klarkommt und sich von der Freundin was zu essen borgen - gibt man das dann eigentlich gegessen wieder zurück? Kannst du dich bitte etwas schneller bewegen, noch zwei Minuten und dann kam der Opa zur Tankstelle, in so einer beuligen braunen Cordhose und braucht einfach eeeeeewig mit seinem Lottozettel und ich habe gestern das Tanken vergessen, doch der Montagmorgen wäre ohne Termine viel ruhiger, glaub's mir.


Montag, 4. April 2011

Märzenbecherzeit

Wolkenweiß schweben die Glöckchen der Märzenbecher über den dunkelgrün himmelwärts strebenden Blättern, die Spitzen getupft.
Hellgrün die gerade erblühten, etwas blasser die Tupfen der Blüten, die bereits kurz vor dem Verblühen sind.
Unter unbelaubten Buchen weit - so weit man sehen kann: ein grüner Teppich mit weißen Märzenbecherglöckchenflusen drüber.


Oben auf dem Bergkamm ein Weg und ein Blick: Weit über das gegenüberliegende Tal, über Dörfer. Warum kann eigentlich nicht über jedem Dorf ein Name schweben, so dass man es kennt - so wie in der Werbung für die modernen Taschentelefone, die bald sogar Gesichter erkennen und benamsen können sollen?

Auf dem Weg vom Dorf im Tal (Ulfen) bis hinauf zum Bergkamm links zwischen zwei Wäldchen sanft geneigte Wiesen mit Hochsitz:
Hier stand einst auch ein Dorf, Rittershain. Auf Luftaufnahmen vor fünfzig Jahren sind die Grundmauern der Häuser und der Kirche noch gut erkennbar.

Einen Friedhof gab es, mit versunkenen und überwucherten Steinen - und einer weißen Blume. Die Alten aus Ulfen wissen noch von der Blume und ihrer Mär:

Dort liegt ein Mädchen begraben, das sich - bereits schwerkrank - eine besondere Blume auf ihrem Grab wünschte. Diese Blume sollte nur für sie auf ihrer letzten Ruhestätte blühen - nirgendwo sonst.

So geschah es auch.


Die Blume blühte, jahrhundertelang. Grub jemand einen Teil davon aus und verpflanzte es in seinen eigenen Garten - so ging die Pflanze ein.

Nach der Pest im dreißigjährigen Krieg - so erzählen die Alten aus Ulfen - lebte in dem kleinen Dorf Rittershain niemand mehr. Die Häuser verfielen im Laufe der Zeit und der Friedhof wucherte zu.

Doch alte Leute erinnern sich bis heute: Als Kinder spielten sie, während die Eltern bei der Feldarbeit beschäftigt waren - da stand die Blume noch und sie erfuhren vom Grab des Mädchens aus Rittershain.

Seit der Flurbereinigung vor fünfzig Jahren ist von Rittershain und von der Blume keine Spur mehr zu finden.

Samstag, 13. November 2010

Novembergedanken


dunkelblau
Unsterblichkeit im
Netz ist alles
erlaubt mit Besuch ohne
Antwort

Ich will ein Buch aufs Grab, sagte Königstochter jüngste. Und im Dezember sterben, weil ich da auch Geburtstag habe.

Ich will kein Buch aufs Grab. Bis dahin habe ich alle Bücher gelesen, das reicht dann.
Eine Schildkröte möchte ich - und auf dieser einen Salamander.
Die Schildkröte frißt im Sommer den Huflattich vom Grab, den Löwenzahn und das Gras. So bleibt Platz für Akelei und Vergiss-mein-nicht. Auf dem Schildkrötrücken sonnt der Salamander reglos, lässt sich tragen und wiegen.
Bis jemand kommt und die Ruhe stört:
Dann ist er weg, blitzschnell mit der getankten Sonnenenergie, wie ein gelbschwarzer Blitz im Steinhaufen am Grabrand verschwunden.
Die Schildkröte zieht sich zurück in den Panzer.
Nichts ahnend vom Leben um ihn und vor ihm und unter ihm bleibt der Besucher auf dem friedlichen Hof. Nur der Streicher vom Land weiß nicht genau: Ist der Geist aus der Flasche jetzt echt? Wenn er den Stein vor sich wähnt, der langsam faltige Beine bekommt...

Freitag, 24. September 2010

Ohrwurm

Was passiert, wenn man mit einem Ohrwurm auf dem Bus wartet?
(der Ohrwurm war in diesem Fall: Dota und die Stadtpiraten: "Transparent")

Was soll ich mit der ganzen Ausgeschlafenheit, wenn ich hier am Straßengraben stehe - und niemand kommt.
Stattdessen: Aufgeräumte Gärten, gestaltete Wildnis und wieso macht keiner die Brennnesseln hinter dem Wartehäuschen weg, ich rufe morgen noch den Bürgermeister an, damit er höchstpersönlich von dem Schandfleck weiß.
Kein Wildwuchs, nirgends.
Dann lieber zurück ins Bett, ich bin Anarchistin jetzt und schieße scharf auf jeden, der was anderes will.

Wo bleibt der Bus?

Ich weiß manchmal nicht mehr weiter - und wie es scheint,
ich weiß bis hierhin und nicht weiter - und wie es scheint
geht es auch anderen so, ist nur anders gemeint.

Der Tag hat heute längst nicht das Ziel, den Abend zu erreichen, er wird einfach transparent, blaut auf - und stirbt am Straßenrand. Legt sich zu den Leichen von Fuchs und Eichhorn, Waschbär und Dachs. Kein Wunder, dass die Wirtschaft keinen Aufwind fängt, wenn sie den Dax überfährt und die Krähen kommen, um das Aas zu picken - ständig aufgescheucht von vorbeifahrenden Autos. und Lastkraftwagen und Omnibussen und Verkehr (dabei macht der gar nicht kehrt).

Nur nicht bei Rot über die Ampel, weder als Kässmann, noch als Fuchs. Nur: der Fuchs kann hinterher keine Bücher mehr schreiben und aus dem Straucheln den Zeigefinger recken, gleichzeitig Geld scheffeln mit dem eigenen Versagen, mea maxima culpa.

Echt jetz ma.

Kommt endlich der Bus.
Wieder verspätet.
Kein Wunder. Bei den Straßen.
Und wo doch der Soli alles in den Osten schaufelt, dahin woher alles flieht, was denken kann - und nur die Wölfe übrig bleiben.

Dienstag, 2. Juni 2009

Mittelalter auf der Creuzburg






Wie in jedem Jahr, so fand auch in diesem an Pfingsten auf der Creuzburg nahe Eisenach ein mittelalterlicher Jahrmarkt statt.

So weit, so gut. Die Darsteller gingen einfach gekleidet ihren Verrichtungen nach, es gab leckere Dinge zu futtern und viel Unnützes zu kaufen.

Das richtige Schauspiel waren dagegen die Zuschauer: eine wahre Modenschau der Fantasiekostüme, für die oft viele kleine Polyester sterben mussten. Aber was soll's, solange es den Trägern gefällt. Fasching ist schließlich nur einmal im Jahr.

Ein wahrer Augenschmaus ist außerdem, dass bauchfrei nicht mehr so angesagt scheint. Frau trägt Nabel wieder bedeckt, was in den meisten Fällen begrüßenswert ist.

Die Burgmannschaft von der Tannenburg war auf der Creuzburg zu Besuch, hat eifrig gekocht und Bögen gebastelt. Interessant war, dass es selbst im Mittelalter schon so kleine Kästchen gab, mit denen man Bilder festhielt. Ob da kleine Heinzelmännchen drin saßen, die ganz schnell malen konnten?

Es wurde Feuer gespuckt und Musik gespielt. Nur die Schlange vor dem Klo war wie jedes Jahr einfach viel zu lang. Bis Frau da so drankommt und wehe, man hat es eilig. (also besser nichts trinken, was dann wieder herauswill)