Sonntag, 24. August 2014

Reise nach Kappadokien 14 - Die Drei Schönen

Längst waren alle Saurier auf der Erde gestorben und bis auf die Knochen abgenagt, die später von den Menschen wieder aus der Erde gebuddelt werden sollten. Säbelzahntiger jagten hinter Rüsseltieren her, katzengroße Pferdchen grasten auf weiten Wiesen. Wenn es je ein Paradies gab, dann war es vielleicht hier zu finden, es gab weder Kriege noch Umweltverschmutzungen, weil noch kein Mensch die Welt bevölkerte. Doch schon damals lag neben dem Paradies die Hölle nebenan: Hier waren es die drei Vulkane Erciyes Dağı, Hasan Dağı und Melendiz Dağı, wie sie später genannt wurden. 

der erloschene Vulkan ist heute von Schnee bedeckt
Ob sich die Vulkanausbrüche mit Rauchzeichen oder kleineren Erdbeben ankündigten, so dass die Tiere fliehen konnten? Es waren heiße Zeiten: Regelmäßig spuckten die drei Vulkane unvorstellbare Mengen an Lava und Asche über Kappadokien. War die heiße Asche kühl, wuchsen rasch wieder neue Wiesen, auf denen Tiere grasten, die nichts von der heißen Hölle ahnten. 




Immer wieder spuckten die Vulkane Magma, ließen Asche und Lava über die Landschaft regnen. Aus dem heißen Ascheregen bildete sich Tuff, der immer dann entsteht, wenn das flüssige Magma nicht als glühender Strom aus dem Vulkan fließt, sondern mit hoher Wucht aus dem Krater geschleudert wird. Dabei zerstäubt alles zu staubfeinen bis faustgroßen Brocken, die als glühender Regen auf die Erde fallen. Viele Meter hoch legte sich die Vulkanasche über das Land. In den Tälern, die tief in das märchenhafte Land eingeschnitten sind, lässt sich ahnen, wie hoch einst die Erde von heißer Asche bedeckt war. 

Eine märchenhafte Landschaft aus Vulkanasche
Manchmal schleuderten die Vulkane auch größere Brocken, die sich überall verteilten: Heute bilden diese die kleinen Mützchen auf den einzelnen Stelen. Im Hintergrund des Panoramas ragt der Erciyes Dağı achtungsvoll mit einer kalten Schneehaube empor, wie ein weiser Alter. An seine stürmische Jugendzeit erinnern dagegen die drei Schönen, die im Vordergrund stehen: 




Die Drei Schönen
Drei hohe Säulen aus Tuffstein sind mit einem Deckstein bedeckt. Sie wirken wie grob geschnitzte Figuren aus einem Riesentheater, stumme Zeugen einer heißen Vergangenheit, die in Jahrmillionen von Wind, Regen, Hitze, Kälte oder Sturm aus dem Stein geschaffen wurden. Dank der Kappe, die aus einem härteren Material besteht, wurden sie vor der Erosion geschützt. 

Immer noch wirken Wind und Wasser an den Steinen, schmirgeln Körnchen für Körnchen heraus, lassen alte Feenkamine einstürzen und legen an anderen Stellen neue frei. Manche sind über siebzig Meter hoch, und damit höher, als ein Riesenrad. Andere sind etwas kleiner. Manche sind spargeldünn, andere zwanzig Meter stark. Schroffe Falten liegen neben spitzen Felsnadeln. In manche dieser Schluchten kann man ein Stück weit hineingehen, bevor die Felswände so dicht aufeinanderrücken, dass kein Durchkommen mehr möglich ist. 
Das letzte Mal brach der Hasan Dagi übrigens vor rund 9000 Jahren aus. Das ist fast wie vorgestern, so erdgeschichtlich gesehen. 




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