Familie Dax
trauert
… und die Weltwirtschaft schlägt
Purzelbaum.
„Ich habe es schon immer gewusst“,
brummelte Großvater Dax: „das konnte nicht gut gehen!“ Er saß behäbig vor dem
weit verzweigten Bau. Nichts war es wohl in diesem Jahr mit dem Winterschlaf.
Denn alle Vorräte waren futsch.
Der alte Dax würde selbst die
leeren Speicher wieder füllen müssen, damit die Familie über den Winter kam.
Dabei schmerzten ihm die Glieder und er wollte sich von der jüngsten Däxin
wärmen lassen. Aber ohne Vorräte nutzte die beste Wärme und die dick
angefressene Speckschwarte nichts.
Die jungen Daxe waren sie übermütig
durch den Sommer getollt. Sie wussten alles besser, schlugen die Ratschläge des
alten Dax in den Wind und verjuxten fröhlich den bereits gesammelten
Wintervorrat. Sie wetteten mit den Eichhörnchen, dass diese den Vorrat finden
würden (die Eichhörnchen fanden aber wie immer nichts), verschacherten ihn
gleichzeitig an die Feldhamster – von denen sie dafür ein paar Sonnenstrahlen im
Winter bekommen sollten, mit denen sie die Maulereien des alten Dax besänftigen
wollten. Und über die Warnungen des alten Daxes vor dem schwarzen Todesstreifen
lachten sie nur: „Dahinter ist bestimmt das Land, in dem es immer zu fressen
gibt – nur die Alten gönnen es uns nicht. Für die sollen wir mühselig alle
Vorräte einzeln zusammentragen: Wie öde!“
Der alte Dax hatte den Jungen
erzählt, dass noch nie ein Dax wiedergekehrt sei, wenn er diesen schwarzen
Streifen überquert hätte. Die meisten der Besserwisser hatten ihn lediglich
erreicht, lagen tot am Rand und wurden von den Krähen zerfetzt.
Die jungen Daxe lachten nur,
stachelten sich an und prahlten, was sie für Schätze in den Bau bringen und
damit den alten Dax Lügen strafen würden. Denn selbstverständlich war der alte
Dax nur ein Feigling, der sich nicht wagte, in dieses gelobte Land zu ziehen, in
dem Nüsse und andere Leckereien einfach immer von den Bäumen
fielen.
Doch nun --- als die jungen Daxe
ausblieben, machte sich der alte Dax langsam auf die Wanderung. Er schubberte
mit seinem dicken Bauch über den Boden wie ein alter Scheuerlappen. Er lief und
lief, bis zu dem schwarzen Streifen kam. Und hier lagen sie, wie sie immer
gelaufen waren: vorneweg die wilden Daxe, dahinter die ängstlicheren. An den
Nasen klebte Blut und die Krähen hatten schon ordentlich gepickt. Der alte Dax
schnuffelte an jedem der Jungen, doch sie waren kalt und steif.
Nun musste er die Wirtschaft wieder
auf seine großväterliche Weise retten – denn der nächste Winter kam. Und solange
keine Vorräte im Bau waren, konnte er sich nicht zur Winterruhe setzen. Sonst
würde er einfach verhungern.